Die ungewisse Heimreise

Die Tage vergehen in Windeseile, der Verladetermin für mein Schiff rückt immer näher und ich habe immer noch keinen Flug in die Heimat, was mir sehr viel Kopfzerbrechen bereitet. Ein Tag ist wie der andere und die einzige Abwechslung ist der morgendliche Besuch im Einkaufsmarkt „Covent Garden“, wo ich sehr viele deutsche Segelfreunde treffe.

Da ich der Einzige bin, der gut kochen kann und immer einen gefüllten Kühlschrank hat, kamen alle zum Sundowner auf mein Schiff. Wir spielten Backgammon oder übten uns in Karaoke. Es waren lustige Abende, die beim Besteigen des Dingis mehr als einmal mit einem Fall ins Wasser endeten.

 Jeden Morgen traf ich mich mit Thomas von der Walter, den ich schon 2019 mit seiner Frau und den zwei Kindern auf St. Lucia kennengelernt hatte. So wie ich stand er vor dem gleichen Problem stand und unsere gemeinsame Frage war, wie kommen wir nach Deutschland. Wir dachten darüber nach mit einem Privatflieger nach Guadeloupe zu fliegen und von dort aus weiter nach Paris. Aber was machen wir, wenn sie uns dort in Quarantäne stecken?

Meine Schiffsverladung rückte näher und wir hatten noch immer keine vernünftige Lösung. Doch wie es der Zufall wollte, hatte Thomas von einem Engländer von einem Rückholflug der Engländer am 17. Mai erfahren, genau an dem Tag meiner Schiffsverladung. Er erkundigte sich ob es möglich wäre als Deutscher mitgenommen zu werden, was mit einem Ja beantwortet wurde. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei Thomas bedanken, der sich um Alles bei der Ticketbeschaffung kümmerte.

Fünf Tage vor dem Verladetermin segelte ich mit John, meinem englischen Freund nach St. John und hatte somit gleich Gelegenheit meine neuen Segel zu testen. In St. John angekommen hieß es nochmal fünf Tage warten bis die BBC Pearl, das ist der Name des Frachtschiffes, ankam.

John hat mich tags darauf verlassen und ich musste die verbleibenden vier Tage alleine, ohne Besuch verbringen.

Der letzte Tag ist angebrochen und Thomas kam zu mir aufs Schiff. Ich kochte uns eine letzte Mahlzeit in der Karibik und wir genossen unseren letzten Abend mit Rum und Bier. Am nächsten Tag mussten wir um 6.00 Uhr aufstehen, da der Verladetermin auf 7.00 Uhr angesetzt war.

Also Anker auf und wieder schien es so, als hätte sich der Anker irgendwie verfangen. Also vorwärts, rückwärts und der Anker ließ sich endlich, wenn auch nur unter größter Mühe anheben. Kurz bevor er oben war sahen wir das Problem. Am Anker hing ca. 40 kg Lehm, der sich nur unter größter Anstrengung vom Anker löste. Wäre ich alleine auf dem Schiff gewesen hätte das wieder Stress pur bedeutet.

Das Anlegen an der BBC Pearl klappte reibungslos. Da wir den Frachter nicht betreten durften (Corona Gefahr) warteten wir bis ein Fischerboot mit drei lustigen Jungs vorbeikam. Auf Anfrage, ob uns diese für dreißig US-Dollar an Land bringen würden, zauberten wir ihnen ein Lächeln ins Gesicht und unser Zeitplan ging auf. Jetzt noch ein Taxi und ab zum Flughafen, wo wir ganz alleine in der Flughafenhalle weiter sechs Stunden warten mussten, bis wir endlich in unseren Flieger nach London steigen konnten.

Auf Grund der Erleichterung und einer Schlaftablette habe ich vom Flug nicht viel mitbekommen. In London angekommen hatten wir drei Stunden Aufenthalt und von da ging es nach Frankfurt und mit dem ICE nach Hause.

Nach fünfunddreißig Stunden Corona Odyssee stand ich vor meiner Haustür und hätte weinen können vor Glück.