Marokko und zurück.

Es war schon immer mein Wunsch Marokko mit dem Bulli zu bereisen. Was mir jedoch nicht so richtig klar war ist, wie anstrengend rund 8.000 km in 18 Tagen werden können, aber es hat sich gelohnt. Meine erste Etappe führte mich über Barcelona nach Tarifa, von wo aus ich mit der Fähre übersetzte.

Auf dem Weg dorthin durch die Sierra Nevada und die Region Andalusien präsentierte sich eine atemberaubende Landschaft mit schneebedeckten Bergen und blühenden Tälern, einfach fantastisch.

Nach meiner Ankunft in Tarifa, besorgte ich mir noch am selben Abend die Karten für die Überfahrt und gönnte mir eine Nacht in einem schönen Hotel, da ich die Nacht zuvor zu wenig im Bulli geschlafen habe. Da ich am nächsten Morgen um 8.00 Uhr an der Fähre sein musste, klingelte um Punkt 6.00 Uhr der Wecker. Was mich nach der Überfahrt bei meiner Ankunft in Marokko erwartete glich einem Krimi, denn die Zollkontrolle sollte eine große Überraschung werden und erinnerte mich stark an die Begegnung mit den Beamten in Albanien im letzten Sommer. Nach Kontrolle der Papiere sagte der Zöllner zu mir, ich könnte nicht mit dem Bus einreisen, da der im Fahrzeugschein eingetragene Halter nicht mit meinem Namen im Reisepass übereinstimmt. Der Zirkus begann und ich musste mich zusammenreißen, um freundlich zu sein. Oh mein Gott! Ich habe mich schon auf der Fähre zurück nach Tarifa gesehen und erklärte ihm, dass es in Europa durchaus üblich ist ein Fahrzeug zu führen, ohne im Fahrzeugschein als Halter eingetragen zu sein. Auf die Frage was ich tun könnte antwortete er „nichts können Sie tun“. Das kann doch nicht wahr sein, da muss es doch eine Lösung geben. Ich blieb hartnäckig und verlangte seinen Vorgesetzten zu sprechen, was er sofort ablehnte. Dann überlegte ich ihn zu bestechen, jedoch dachte ich im nächsten Augenblick, dass dies doch keine so gute Idee ist und noch größere Probleme nach sich ziehen kann. Ich sagte ihm, dass ich mich so gefreut habe, dieses schöne Land zu besuchen und jetzt soll die Reise wegen einer Formalität zu Ende sein. Daraufhin verschwand der Beamte und kehrte nach einer Weile mit einem Kollegen, der mit noch mehr goldenen Abzeichen dekoriert war zurück. Ich erklärte ihm die Situation und den Grund meiner Reise sein schönes Land zu besuchen. Er überlegte und antwortete mir, wenn ich ihm innerhalb einer Stunde eine schriftliche Bestätigung vorlegen kann, dass ich dieses Fahrzeug führen darf, würde er eine Ausnahme machen. Natürlich auf original Geschäftspapier mit Stempel und Unterschrift. Das Telefonieren ging los. Zuerst rief ich meinen Freund Thies an, der gute Kontakte an oberster Stelle in Marokko hat.  Parallel dazu telefonierte ich mit Basti, der Geschäftsführer bei Südcaravan ist und das Fahrzeug auf diese Firma zugelassen ist. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich ohne Smartphone sicherlich hätte umkehren müssen. Ich erreichte Basti und eine viertel Stunde später hatte ich die Mail mit der Bestätigung. Nach Vorlage dieser meinte der Beamte, dass daraus nicht erkennbar ist, dass ich mit dem Fahrzeug nach Marokko einreisen darf. Also rief ich wieder Basti an, mit der Bitte nochmals eine Bestätigung schreiben. Nach zweieinhalb Stunden warten und Durchsuchung des Bullis mit einem Spürhund, durfte ich endlich den Zollhof verlassen.

In Tanger angekommen bezog ich mein Hotel am Hafen und machte mich sofort auf den Weg in die Medina. So schlenderte ich durch die Gassen und über einen großen Markt, die Gerüche kannte ich schon von meinen früheren Reisen nach Marokko und dennoch gab es viele neue Dinge zu bestaunen z.B. Ziegenköpfe zum Verkauf oder Hühner, die vor meinen Augen geschlachtet wurden.

Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Rabat, eine der vier Königsstädte. Eine entspannte Fahrt durch den Norden von Marokko. Landschaftlich sehr interessant und beeindruckend mit viel Landwirtschaft und guten Böden denke ich, da unter diesen guten klimatischen Voraussetzungen so ziemlich alles wächst und mit einer chaotischen Hotelsuche endete. Ich wurde jedoch belohnt, denn das Hotel war im orientalischen Stil, was genau meinem Geschmack entsprach.

Am Nachmittag schlenderte ich durch die Medina, auch hier gab es wieder einen Markt, der jedoch sehr touristisch war und wie alle Märkte wiederholt sich alles. Billige Kleidung, in Handarbeit hergestellte Metall- und Messinggegenstände usw. Anschließend ging ich in ein typisch Marokkanisches Restaurant (Da Rabatia), um endlich mein Couscous zu bekommen (typisches Gericht der nordafrikanischen Küche), auf das ich mich so gefreut hatte. Am nächsten Tag fuhr ich weiter nach Casablanca. Die Ankunft war ernüchternd, das Hotel mitten in der Stadt. Alles war laut und ich dachte mir nichts wie weg. Jedoch verbrachte ich den Abend noch in einer Bar neben dem Hotel, in dem nur Marokkaner waren, die dem Alkoholkonsum frönten. Hier fiel mir zum ersten Mal die Parallelgesellschaft auf, in diesem doch so muslimischen Land.

Am nächsten Tag bin ich nach dem Frühstück nach Marrakesch aufgebrochen, um Susanne abzuholen, die mich für die nächsten acht Tage auf der Reise begleitet. Die Fahrt dorthin war sehr entspannt, mit Blick auf das schneebedeckte Atlasgebirge und auch hier gestaltete sich die Hotelsuche als Horrortrip, denn er endete mitten in der Kasbah. Nach langem Suchen fand ich endlich das Hotel und bin nach der Besichtigung auf dem Absatz umgedreht. Die Ausfahrt aus der Kasbah gestaltete sich genauso schwierig wie die Einfahrt und prompt habe ich beim Wenden einen Poller übersehen und mir den Schweller aufgerissen.

Aufgrund meiner vielen Reiseerfahrungen behielt ich trotz der aufreibenden Situation die Nerven. Die Suche nach dem neuen Hotel gestaltete sich genauso schwierig, da mich das Navi immer an die falsche Stelle führte. Nach mehreren Versuchen bin ich jedoch angekommen und es hat sich gelohnt. Die Hotelanlage war vorbildlich, sodass ich den Nachmittag am Pool verbrachte und gegen Abend Susanne am Flughafen abholte.

Am nächsten Tag besuchten wir das Museum von Yves Saint Laurent und für den Abend haben wir uns vorgenommen den berühmten Marktplatz Djemaa el Fna zu besuchen (in Arabisch heißt Djemaa el Fna etwa Versammlung der Toten). Hier herrschte reges Treiben mit Händlern, Musikern und Schlangenbeschwörern. Wir schlenderten durch die Souk kauften Beduinentücher und hatten recht schnell die Nase voll, denn Jeder wollte uns etwas verkaufen. Den Abend in Marrakesch beendeten wir mit einer Kutschfahrt, die allerdings aufgrund des Verkehrschaos und der vom Smog geschwängerten Luft eher einem kleinen Horrortrip glich.

Am nächsten Morgen sollte es weiter gehen in Richtung Quazarzate, um uns die kleine Stadt anzusehen, die als Filmkulisse unter anderem für „Der Gladiator“ gedient hat. Nach einem kurzen Rundgang fuhren wir weiter nach Zagora, wo wir ein schönes kleines Hotel gebucht hatten (Sirocco). An dieser Stelle waren wir von dem, was wir landschaftlich und insgesamt gesehen haben sehr beeindruckt und ich könnte mir nicht vorstellen, diese Tour mit etwas anderem zu machen als mit dem Bulli.

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter in Richtung Wüste – nach Merzouga. Nach einer scheinbar endlosen Fahrt durch die Steinwüste erreichten wir die Sahara und schon von weitem sahen wir die riesengroßen roten Dünen. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang kamen wir an und konnten so das Naturschauspiel miterleben. Wir beschlossen den Abend mit einem landestypischen Abendessen gegenüber einer Kamel Metzgerei zu beenden.

Natürlich habe ich mir den Sonnenaufgang am nächsten Morgen nicht entgehen lassen. Von Merzouga aus starteten wir den 450 km Trip nach Fes.

Auf Grund der anstrengenden Fahrt gönnten wir uns ein Zimmer in einem wunderschönen Hotel und suchten uns ein Restaurant in Hotelnähe. Dort belohnten wir uns mit einem guten Abendessen und Champagner in einem tollen Lokal, das man so in Marokko nicht erwartet hätte.

Am nächsten Tag wartete die Besichtigung der Ledergerberei auf uns. Wir fuhren mit dem Taxi zur alten Medina, wo sich auch die Chouara Gerberei befindet und wurden dort sehr freundlich empfangen. Jeder von uns bekam einen kleinen Strauch Minze in die Hand gedrückt, den man sich unter die Nase halten konnte, denn sonst wäre der Gestank nicht zu ertragen gewesen. Für mich war er unerträglich und ich konnte kaum den Brechreiz kontrollieren, so dass ich den Ort unvermittelt verlies.

Den Besuch der Souk von Fes ersparten wir uns, da es im Wesentlichen immer das Gleiche ist. Aufgrund der vielen Eindrücke in relativ kurzer Zeit entschieden wir uns, diese in den letzten verberbleibenden Tagen ein wenig zu verdauen und keine weiteren Städte mehr anzuschauen, sondern ans Meer zu fahren. An der Atlantikküste fanden wir in El Jadida ein wunderschönes Hotel (Casino Mazagon Beach & Golf Resort).

Kurze Anmerkung, noch nie habe ich ein solches Gefälle zwischen arm und reich gesehen wie in diesem Land.

Die nächsten zwei Tage hatten wir tolles Wetter, so dass wir uns die Zeit mit Strandspaziergängen und einem Besuch in der Stadt El Jadita (UNESCO Weltkulturerbe) vertrieben. Nach drei Tagen ging es zurück nach Marrakesch, wo wir die letzte Nacht auf einem schönen Campingplatz verbrachten. Susanne flog wieder früh am Morgen nach Berlin und ich machte mich auf die Heimreise – 3.000 km am Stück in 39 Stunden. Trotz aller Strapazen ist der nächste Trip schon in Planung. Über Dänemark und Norwegen ans Nordkap und über Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen zurück.