ARC + 2018 Las Palmas via Kap Verden nach St. Lucia Karibik

Starttag der ARC Rally: am Morgen besuchten wir noch meinen alten Freund Manfred Kerstan, mit dem ich schon zweimal über den Atlantik gesegelt bin (ich hoffe, dass ich mit 82 Jahren auch noch so fit wie er bin). Dann fiel um 13:00 Uhr der Startschuss der ersten Etappe der ARC Rally. Wir waren von den 80 Startern im ersten Drittel, als wir über die Startlinie fuhren. Die meisten Schiffe setzten den Spinnaker und fuhren uns davon; wir hatten uns jedoch eine andere Taktik ausgedacht: diese Route brachte uns zwar erst mal auf einen anderen Kurs von der Insel weg. Wir rechneten aber damit, wenn wir den direkten Kurs fahren, kommt spätestens am Abend eine windarme Zone. Die Rechnung ging auf und nach 18 Seemeilen gingen wir auf Vorwindkurs und überholten so ein Schiff nach dem anderen.

Die fünf Tage und fünf Nächte auf dem Atlantik verliefen reibungslos und unser Vorwindsegel erwies sich aufgrund meiner Erfahrung als optimal. Ich habe jeden Tag für die Crew etwas Frisches gekocht, sodass die Moral nicht auf der Strecke blieb. Mit dem Angeln hatten wir weniger Glück:  bis auf einen sehr großen Tunfisch gab es keine Erfolge und der ging uns leider auch wieder vom Haken.

Am Morgen des  17. November sind wir bei völliger Dunkelheit um 4:30 Uhr über die Ziellinie in Mindelo auf den Kapverden gesegelt. Überglücklich nach 945 Seemeilen haben wir bis in die Morgenstunden gefeiert. Wir haben von achtzig Schiffen den 9. Platz erreicht und in unserer Klasse den 5. Platz. Am nächsten Tag stand das Einklarieren auf dem Programm. Die restlichen Tage habe ich mit Wäsche waschen, das Schiff reinigen, den Wassermacher endgültig in Betrieb nehmen und mit einem Tagesausflug über die Insel verbracht. Zwei Tage nach der Ankunft hat uns mein Freund und Co-Skipper Stefan in Richtung Deutschland verlassen und Jürgen kam als fünfter Mann an Bord. Björn habe ich als Co-Skipper ernannt. Er war mit seiner großen Erfahrung,  Weitsicht und Gelassenheit die richtige Wahl. Natürlich musste ich auch wieder in den Mast, um das stehende und laufende Gut zu überprüfen,  was sich im Nachhinein als richtig herausgestellt hat. Das neue Vorsegel hatte soviel  Power,  dass das Fall am Mast-Ende durchgescheuert war:  es hätte sicherlich keine zwei Stunden mehr gehalten und was dann passiert wäre, möchte ich mir gar nicht vorstellen.

Am 21. November um 13.00 Uhr fiel der Startschuss für die zweite Etappe über 2.090 sm mit einem unheimlichen Gedränge vor der Startlinie.  Wir konnten uns durchsetzen, was unter anderem  meiner Erfahrung von Massenstarts geschuldet  war. Die ersten Tage verliefen ganz normal und die Stimmung war gut, bis uns am vierten Tag das Spifall gerissen ist (der Super- Gau).  Das Segel lag im Wasser und wir hatten große Mühe es wieder bei dem Seegang an Bord zu holen. Ich war völlig erschöpft und überlegte was zu tun ist:  Verdammt nochmal,  ich muss in den Mast!!!

Bei 20 Knoten Wind und 2,5 Meter hohen Wellen wusste ich, was mich da oben erwartet.  Der Mast pendelte mit einem Ausschlag von ca. 5 Metern hin und her. Ich schaffte es zwar,  die Zugleine für das Fall einzufädeln, aber leider  in die falsche Rolle. Irgendwann verließ mich die Kraft und ich war  übersäht mit blauen Flecken und ich ließ mich abseilen. Jetzt war Björn dran: er musste als nächster in den Mast und das gleiche Prozedere wiederholen. Wir waren erleichtert:  er schaffte es, das Fall einzufädeln und wir konnten, schon ziemlich erschöpft,  weitersegeln.  Ab diesem Tag wurde das Fall täglich überprüft und um 20 Zentimeter gekürzt.

Die Tage vergingen wie im Flug aber die Nächte waren endlos lang. Nach drei Tagen stellten wir fest, dass unser ganzes Brot verschimmelt war. Wir warfen alles Brot über Bord und  zum Glück hatte ich das Backrezept und die Zutaten von Heike und Markus Geppert dabei und so gab es immer frisches Brot, was auch noch besser schmeckte.

 Montag,  3. Dezember 2018

Nun haben wir noch 115 sm vor uns. Die letzte  Nacht hatten wir mehrere starke Squalls (Regenwolken mit Starkwind). Am Morgen stellte ich fest,  dass mein Toilettenfenster fehlt:  ein Opfer des starken Windes; immerhin 390 Euro Schaden. Und  wieder was gelernt.

Am Dienstag den 4. Dezember  um 7.30 Uhr local Time  (nach 12 Tagen und 18 Stunden)  sind wir überglücklich auf St. Lucia in der Karibik angekommen und  wir feierten zwei Tage unsere Ankunft.

Bildmitte Manfred Kerstan 24. ARC Teilnahme.